Marmorierte Baumwanze: Gegenspieler gefunden

Marmorierte Baumwanze auf Blatt
Rückenansicht einer adulten Marmorierten Baumwanze (Foto: HSWT)

Forscherinnen der Versuchsstation für Obstbau Schlachters der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) entdeckten im Sommer 2022 die Samurai-Schlupfwespe (Trissolcus japonicus) auf dem Campus Weihenstephan. Diese asiatische Schlupfwespenart parasitiert vor allem Eier der Marmorierten Baumwanze (Halyomorpha halys), die auch hierzulande inzwischen massive Schäden an vielen Kulturpflanzen verursacht. Die Samurai-Schlupfwespe ist ein wichtiger Hoffnungsträger für eine mögliche biologische Bekämpfung dieses Schädlings.

Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) – der Schädling

Halyomorpha halys ist eine optisch unauffällige Baumwanzenart aus der Familie Pentatomidae, die mit mehr als 200 verschiedenen Wirtspflanzenarten in ackerbaulichen, forstwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen schädigend auftritt. Ursprünglich in Asien beheimatet, hat sie durch den globalen Handel und klimatische Veränderungen neue Habitate erschlossen. Im europäischen Raum wurde sie das erste Mal in Zürich (2004) nachgewiesen.

Halyomorpha halys überwintert als adultes Tier vor niedrigen Temperaturen geschützt. Hier fällt sie der Bevölkerung als Lästling auf, da sie bei der Wahl ihres Überwinterungsquartiers gerne auch Wohnungen, Balkone, Dachstühle und ähnliche Unterschlupfmöglichkeiten annimmt. Im Frühjahr sucht sie ihre Wirtspflanzen auf und beginnt etwa ab Mai mit der Eiablage (ca. 28 Eier je Gelege). Nach Schlupf des ersten Larvenstadiums durchläuft die Wanze weitere vier Larvenstadien, bevor sie sich zum adulten Tier häutet. In Deutschland gelingt bisher nur einer Generation im Jahr der vollständige Entwicklungszyklus. In Guangdong, im Südosten Chinas, können sich bis zu sechs Generationen zum adulten Tier weiterentwickeln. Während ihrer Saugtätigkeit an Trieben und Früchten sorgt ein in das Blatt oder die Frucht abgegebenes Enzym dafür, dass sich das Gefüge der Zellen auflöst und die Wanze so den Pflanzensaft durch ihren Saugrüssel aufnehmen kann. Diese Art der Nahrungsaufnahme verursacht Nekrosen, Aufhellungen oder Deformationen. Von den Wanzen angestochene Früchte sind nicht mehr vermarktungsfähig und verursachen auch in Deutschland hohe wirtschaftliche Verluste.

Die adulten Tiere besitzen eine hohe Resilienz gegenüber Pflanzenschutzapplikationen von hier zugelassenen Pflanzenschutzmitteln. Zudem ist ein termingerechtes Ausbringen der Mittel schwierig, da die Tiere während der gesamten Saison in die Anlagen einfliegen. Engmaschige Insektenschutznetze bieten eine Möglichkeit der biotechnischen Abwehr, dürfen jedoch keine Eindringmöglichkeiten wie Risse, Lücken oder Löcher bieten. Eine weitere biologische Alternative der Regulierung ist mit der Samurai-Schlupfwespe möglich.

Samurai-Schlupfwespe (Trissolcus japonicus) – der Gegenspieler

Trissolcus japonicus ist einer der natürlichen Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze in der asiatischen Heimat. Es handelt sich hierbei um einen Eiparasitoid: die Wespe sticht Eier der Wanze an und legt ihre eigenen Eier darin ab. Diese entwickeln sich innerhalb der Wanzeneier und schließlich schlüpft eine Wespe statt einer Wanze. Für Deutschland gab es bisher nur außerhalb Bayerns Funde dieser Schlupfwespenart. Nun gelang im Juni 2022 der Zweitnachweis für Bayern am Campus Weihenstephan der HSWT in Freising (Erstnachweis in München durch das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg). Dort wurde an einem Trompetenbaum (Catalpa sp.) ein parasitiertes Wanzeneigelege gefunden. Dieses wurde in einem Becher im Klimaschrank mit geregelter Temperatur und Luftfeuchte für weitere 5 Tage belassen, bis sich erste schlüpfende Wespen zeigten. Zur genaueren Bestimmung der Art wurde die Probe an das LTZ Augustenberg in Karlsruhe geschickt. Durch molekulargenetische Analysen konnte die Art Trissolcus japonicus schließlich bestimmt und bestätigt werden.

Eigelege der Gartenwanze
Parasitiertes Eigelege der Grünen Gartenwanze (Foto: Olaf Zimmermann, LTZ Augustenberg)

Nachweis der Schlupfwespenart ein erster Schritt zur biologischen Bekämpfung in Deutschland

Es wurde nachgewiesen, dass auch in Europa heimische Schlupfwespenarten Eier der Marmorierten Blattwanze parasitieren. Nicht alle Arten jedoch können ihre Entwicklung abschließen und der Nachwuchs verendet in den Wanzeneiern. Insgesamt führt die Parasitierungsrate heimischer Schlupfwespen also zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. In Italien werden bereits Trissolcus japonicus -Individuen in die Anlagen ausgesetzt. Auch in der Schweiz laufen Untersuchungen zur Parasitierung mit dieser Schlupfwespenart. In Deutschland sind solche Versuche derzeit nicht möglich, da es hierzulande noch keine Zulassung zur Freisetzung dieses Nützlings gibt. Im März 2022 wurde dazu ein Antrag durch das LTZ Augustenberg gestellt. Ein Ziel des Projekts ist es, das Vorhandensein dieser Schlupfwespenart nachzuweisen, denn erst dann ist eine der Voraussetzungen für den Einsatz als Nützling erfüllt.

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