Immer mehr Bauern verkaufen Lebensmittel direkt ab Hof

Laden Lindenhof

Yvonne und Martin Grieder, Lindenhof, Pfeffingen BL

„Der Direktverkauf auf dem Lindenhof hat Tradition. Die Eltern meiner Frau Yvonne haben in den 1980er Jahren damit angefangen, nachdem sie den Hof auf Bio umgestellt haben. Bereits damals zeigte sich, dass die Direktvermarktung Potenzial hat, die Leute waren begeistert. Wir wohnen im Einzugsgebiet der Stadt Basel. Die Leute hier haben meist keinen direkten Bezug mehr zur Landwirtschaft, sie schätzen es aber, auf einem Hof einkaufen zu können.

Wir führen einen Hofladen, der jeweils am Samstagmorgen geöffnet ist. Daneben gibt es noch ein Selbstbedienungslädeli, das rund um die Uhr offen steht. Unser Sortiment reicht von Schweine- und Rindfleisch über Eier, Milch, Süssmost, Spirituosen bis hin zu Brot.

Mit dem Verkauf von Fleisch haben wir vor rund 20 Jahren begonnen, als die Preise im Keller waren. Damals bin ich von Haus zu Haus gegangen, habe geklingelt und versucht, unsere Mischpakete zu verkaufen. Diese haben auch weniger beliebte Fleischstücke enthalten, nicht alle Konsumenten waren darüber begeistert. Wir sind deshalb dazu übergegangen, Einzelstücke zu verkaufen. Wir sind aber darauf angewiesen, dass unsere Kundschaft auch weniger beliebte Fleischstücke kauft, denn ein Tier besteht nicht nur aus Edelstücken wie Filet oder Steak.

Wenn wir ein Tier schlachten lassen, informieren wir jeweils vorgängig unsere Kunden via Newsletter. Was wir nicht sofort verkaufen können, wird eingefroren. Besonders beliebt sind unsere Trockenfleisch-Produkte, die wir von einer Bündner Trocknerei herstellen lassen.

Unser Hauptgeschäft ist heute der Verkauf von Brennholz. 1’200 Ster sind es jährlich, die wir in der Nordwestschweiz ausliefern. Unsere Stärke ist der Kundenservice. Wir erfüllen alle Wünsche, tragen das Cheminéeholz auch bis in den vierten Stock und schichten es bei den Kunden auf.

Die Präsenz im Internet ist für Direktvermarkter enorm wichtig. Wir haben unsere Webseite vor einem Jahr erneuert und mit einem Webshop ergänzt. Denn heute wollen Konsumenten flexibel einkaufen, am Wochenende und am Abend.“ Aufgezeichnet von Michael Wahl

Laden Lindenhof

Silvia und Ivo Sager, Lömmenschwil SG

„Wir lernten von unseren Eltern, wie befriedigend die Direktvermarktung ist. Der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden steht dabei an vorderster Stelle. Zu erleben, wie die Leute Freude haben an unserem Angebot, ist etwas ganz Spezielles. Kommt die Selbständigkeit dazu, die zwar eine ständige Herausforderung ist, uns aber auch die Eigenständigkeit ermöglicht. Uns war klar, dass wir nichts überstürzen dürfen. Deshalb bauten wir das Angebot langsam auf, zuerst mit Äpfeln, Birnen, Kirschen und Zwetschgen, etwas Gemüse, Gebäck und wenigen weiteren Produkten.

Hilfreich war, dass 1990 der Bauernmarkt in St. Gallen entstand und wir 1991 dort einsteigen durften. Diese vorsichtige Strategie hat sich über die Jahre bewährt. Schritt für Schritt konnten wir abschätzen, was sich verkaufen lässt und was weniger. Verarbeitete Produkte kamen dazu. Die Zusammenarbeit mit Nachbarn bekam Bedeutung und nicht zuletzt die Erprobung neuer Ideen. Dazu gehören die Aprikosen, die ein Renner sind. Wir fanden heraus, dass diese Früchte bei uns gut gedeihen, wenn wir sie vor Feuchtigkeit schützen. Deshalb haben wir im letzten Herbst zu unseren 50 Bäumen 150 neue gepflanzt. Ebenso beliebt sind so spezielle Produkte wie Chefen und Knackerbsen.

Die Grundpfeiler unseres Erfolgs sind die Qualität und die Frische der Produkte sowie die Freundlichkeit und Offenheit gegenüber der Kundschaft. Die Nachhaltigkeit mit den kurzen Transportwegen ist ebenfalls entscheidend. Trotzdem müssen wir ständig dran bleiben, um die Fluktuation bei der Kundschaft ausgleichen zu können. Wir zählen auf die Mund-zu-Mund-Werbung. Wir kreieren immer wieder spezielle Anlässe, indem wir die Neuzuzüger zu einem Apéro einladen, den Naturschutzverein zu Besuch haben oder ab und zu den 1.-August-Brunch anbieten. Beim Christbaumverkauf gestalten wir eine Krippe, bieten Punsch an und die Kinder können Schlangenbrot backen. Besondere Freude haben wir an unserem Hauslieferdienst. Interessierte können bis am Vorabend ihre Bestellungen per E-Mail aufgeben. Von Montag bis Donnerstag kommen dadurch rund 50 Auslieferungen pro Tag zusammen.“ Aufgezeichnet von Martin Brunner

Bilder vom Hofladen Sager

Quelle: Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

Direktvermarktungs-Boom

Seit 2010 stieg die Anzahl Bauernbetriebe, die ihre Produkte direkt ab Hof verkaufen, um 60 Prozent auf 11’360 Stück im Jahr 2016. 6’252 Bauernfamilien verarbeiten ihre Rohstoffe auf dem Betrieb. Immer beliebter werden Forstarbeiten bzw. die Aufbereitung von Holz zu Schnitzeln oder Brennholz. 17’395 Bauernhöfe sind in diesem Bereich aktiv.

Knapp 40 Prozent der Betriebe erwirtschaften mit ausserlandwirtschaftliche Arbeiten einen Umsatzanteil zwischen 10 und 50 Prozent. Bei 5 Prozent der Betriebe sind es mehr als 50 Prozent und bei 13 Prozent ist die wirtschaftliche Bedeutung vernachlässigbar.

Quelle: BFS/SBV

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