Knapp 40’000 Tonnen Äpfel lagen Ende November an Lager und damit rund 35 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der Bestand liegt damit deutlich unter den 57’000-60’000 Tonnen, welche die Obstbranche jeweils als Ziel anpeilt. „Das Sortiment wird schnell schwinden, etliche Sorten werden bald nicht mehr im Angebot sein“, erklärt Wermelinger.
Einige Sorten wie Elstar, Rubinette oder Cox Orange sind bereits ausverkauft. Boskoop-Äpfel mussten bereits importiert werden – zu einem hohen Zollansatz. In grösseren Mengen vorhanden sind die beliebten Sorten Golden Delicious und Gala. Dennoch: Die derzeit an Lager liegenden Äpfel reichen nicht bis zur nächsten Ernte.
Laut Wermelinger könnten Schweizer Äpfel bereits Mitte April ausverkauft sein. Um das zu verhindern, will die Branche bald schon gezielt Äpfel importieren, um das hiesige Angebot zu ergänzen. Zum Beispiel mit zweitklassigen Äpfeln für die Tiefpreislinien der Detailhändler, von denen es aktuell zu wenige gibt. Wermelinger: „Diejenigen Äpfel, die heuer geerntet wurden, waren von ausgezeichneter Qualität, Klasse 1-Äpfel.“
Apfelernte: Grosse regionale Unterschiede
Die Spätfröste im April haben an den Apfelkulturen – welche zu diesem Zeitpunkt in der Entwicklung bereits fortgeschritten waren – teils verheerende Schänden angerichtet. Entsprechend klein fielen die Apfelmengen aus. „Letztmals gab es 1991 und 1981 solche kleinen Ernten“, erklärt Georg Bregy, Direktor des Schweizer Obstverbands. Die regionalen Unterschiede sind allerdings gross. Die Obstproduzenten in der Westschweiz hatten etwas mehr Glück als ihre Berufskollegen in der Deutschschweiz.
In der Ost-und Zentralschweiz fiel die Ernte stark unterdurchschnittlich aus, wobei es zwischen den Betrieben grosse Unterschiede gibt. In der Waadt hingegen verzeichneten die Apfelproduzenten gute Erträge, weil die Temperaturen im April nicht in den kritischen Bereich fielen wie andernorts. Und im Wallis fiel die Ernte dank der Frostberegnung nur leicht unterdurchschnittlich aus. „Die Produzenten haben während gut 10 Nächten einen riesigen Effort geleistet, sonst wäre ein grosser Teil der Ernte ausgefallen“, so Bregy.
Die Obstbranche hat beim Bundesamt für Landwirtschaft bereits einen Antrag für ein Importkontingent von 6’000 Tonnen für den Zeitraum von Januar bis März 2018 eingereicht. Die Apfelbranche wartet derzeit gespannt auf den Entscheid des Bundes. Denn die Verordnung, die solche Einfuhren regelt, sieht solche Importe erst ab April und zwar in der Höhe von maximal 2’500 Tonnen vor. 2017 sei ein absolutes Ausnahmejahr, betont Wermelinger, das erfordere aussergewöhnliche Massnahmen.
Verweigert der Bund frühzeitige Ergänzungs-Importe, könnten die Händler – sobald sich die Lager zu leeren beginnen – darauf drängen, die Grenzen ganz zu öffnen. Das wiederum weckt bei den Obstproduzenten Ängste, dass zu viele günstige Äpfel aus Übersee importiert werden und der Absatz von Schweizer Äpfeln ins Stocken gerät.
„Unser Ziel ist es, dass nur so viel importiert wird, wie es zur Versorgung des Marktes braucht“, sagt Wermelinger. Die aktuelle Ausgangslage sei für Handel und Produzenten äusserst schwierig, betont der Handels-Experte. „Eine kleine Ernte zu vermarkten ist genauso anspruchsvoll wie eine grosse Ernte.“
Zu wenig Äpfel: Fenaco führt Kurzarbeit ein
Die Fenaco wird aufgrund der diesjährigen kleinen Birnen- und Apfel-Ernte den Betrieb des Leistungscenters in Sursee LU von Februar bis Juli 2018 einstellen. Die Agrargenossenschaft lagert dort Kernobst und bereitet es für den Detailhandel auf. Die Auslastung wäre zu gering gewesen, heisst es in einer Mitteilung. Für das Personal wurde ein Sondereinsatzplan mit Kurzarbeit ausgearbeitet.
Birnen bald ausverkauft
Die Birnen-Ernte fiel mager aus. Ende November waren knapp 2’000 Tonnen an Lager – rund 70 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Sorte Williams ist bereits ausverkauft. Noch erhältlich sind die Sorten Kaiser Alexander, Gute Luise und Conférence sowie in kleinen Mengen auch weitere Sorten. Die Branche geht davon aus, dass Schweizer Birnen Ende Dezember/Anfang Januar ausverkauft sein werden.
Quelle: LID