Die Wasseramsel – Vogel des Jahres 2017

Wasseramsel auf Felsen mit Beute
Foto: Michael Gerber

Ihr Lebensraum sind rasch fliessende, unverbaute Bäche und Flüsse mit störungsarmen Abschnitten. Sie ist somit ein perfekter Botschafter für die aktuelle BirdLife-Kampagne „Biodiversität im Siedlungsraum“, deren Schwerpunkt dieses Jahr die Gewässer sind.

Platsch! Eben stand der kleine braune Vogel mit dem weissen Latz noch auf einem Stein mitten im Fluss, nun hat er sich im Bruchteil einer Sekunde ins Wasser gestürzt und ist verschwunden. Unwillkürlich fragt man sich als Beobachter, was der Vogel wohl unter Wasser macht, und wann und wo er wieder auftaucht. Eines ist jedoch klar: Es muss sich um die Wasseramsel handeln, den einzigen Singvogel, der gerne taucht. BirdLife Schweiz hat den spannenden Vogel zum „Vogel des Jahres 2017“ gekürt.

Ein amphibisches Leben

Ein Tauchgang der Wasseramsel dauert bis zu 15 Sekunden. Dann holt sie kurz Luft und taucht rasch wieder unter. Der rund 18 cm grosse Vogel ist perfekt an den Lebensraum Fliessgewässer angepasst. Seine Nahrung besteht vorab aus wasserlebenden Insektenlarven wie Köcherfliegen- und Steinlarven. Das Gefieder ist reich an pelzartigen Dunenfedern und extrem wasserdicht. Um letzteres zu erreichen, streicht der Vogel sein Federkleid regelmässig mit dem Sekret der Bürzeldrüse ein. Diese Drüse befindet sich am Ende des Rückens und ist bei der Wasseramsel viel grösser als bei anderen Singvögeln.

Während des Tauchens schliesst die Wasseramsel Nase und Ohren mit einer schützenden Haut. Ihre Augen sind so gebaut, dass sie sowohl über Wasser als auch unter Wasser scharf sieht. Kräftige Beine und Krallen befähigen die Art, sich auch bei starker Wasserströmung am Grund festzuhalten. Schwimmhäute hat sie keine – sie bewegt sich im Wasser allein mit den Beinen und den Flügeln fort. Um besser abtauchen zu können, hat sie weniger Luft in den Knochen als andere Singvögel.

Naturnahe Gewässer und störungsarme Brutplätze

Der „Vogel des Jahres 2017“ kommt an rasch fliessenden Bächen und Flüssen vom Mittelland bis in die Alpen auf 2500 m ü.M. vor. Die Fliessgewässer sollten naturnah und unverbaut sein, das Wasser sauber und reich an Sauerstoff. So kann sich eine ausreichende Kleintier-Fauna entwickeln, die der Wasseramsel als Nahrung dient. Nur im Winter – wenn die Bäche und Flüsse zugefroren sind – hält sich die Wasseramsel manchmal auch an Seeufern auf.

Zwar ist der kleine Vogel nicht sehr scheu und toleriert Menschen im Umfeld des Gewässers. Trotzdem sind ruhige Abschnitte ohne zu viele Störungen wichtig, vor allem im Bereich des Brutplatzes. Bereits jetzt kann man Wasseramseln singen hören. Während der Balz umtanzen sich beide Partner laut singend. Das kugelige Moosnest wird in Nischen einer Mauer, unter einer Brücke oder hinter einem Wasserfall gebaut. Das Weibchen legt bereits Anfang März 5 bis 6 weisse Eier. Nach 16 Tagen schlüpfen die Jungen, wonach sie weitere 24 Tage lang im Nest versorgt werden. Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel noch etwa zwei Wochen lang geführt, dann suchen sie sich bereits ein eigenes Revier.

Botschafter für ruhige Gewässer im Siedlungsraum

Die Wasseramsel wurde von BirdLife Schweiz zum „Vogel des Jahres 2017“ gewählt, weil sie ein perfekter Botschafter ist für mehr naturnahe Gewässer auch im Siedlungsraum.

Gefördert werden kann die Art zum Beispiel mit Nistkästen unter Brücken, aber auch mit der „Beruhigung“ von Gewässerabschnitten, damit der Wasseramsel und anderen Tieren störungsarme Abschnitte zur Verfügung stehen. Für Christa Glauser, stellvertretende Geschäftsführerin von BirdLife Schweiz, ist klar: „Es ist sehr gut möglich, Bäche und Flüsse auch im Siedlungsraum so zu planen, dass sie den Bedürfnissen des Menschen und der Natur entsprechen.“ Wichtig sei es, einerseits die Bedürfnisse der Natur – und damit des „Vogels des Jahres 2017“ – bei der Planung aktiv umzusetzen und andererseits auch Plätze für die Erholungssuchenden zu schaffen.

Quelle: Birdlife Schweiz

2 Kommentare

  1. Hallo Frank. Hoffentlich nehmen sich einige Leute deine Empfehlung zu Herzen damit der Bestand stabil bleibt.

  2. Zum Glück hat sich der Bestand der Wasseramsel auch hier in Thüringen in den letzten 30 Jahren deutlich erholt. Allerdings nehmen hier die verfügbaren natürlichen Brutplätze ab, da Brücken saniert werden und Ufermauern leider oft noch wasseramselfeindlich ausgebuat werden. Deshalb kann ich auch nur empfehlen Nisthilfen anzubringen.
    Ein toller Artikel, Danke dafür.

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