Jungbäume der zwei neuen Aprikosensorten Mia und Lisa sind bei Varicom erhältlich, einem Unternehmen, das für die Vermarktung der von Agroscope gezüchteten Obstsorten zuständig ist.
Wozu braucht es die Sortenzüchtung?
Das Aprikosen-Züchtungsprogramm von Agroscope hat vor 18 Jahren begonnen mit folgender Zielsetzung: Bewahrung der ausgezeichneten Geschmacksqualität von Luizet, Entwicklung von Krankheitsrobustheit, gute Transport- und Lagerfähigkeit sowie frühe oder späte Ernte zur Verlängerung der Saison.
Die Aprikosenzüchtung ist Teil des Züchtungsprogramms von Agroscope. In diesem Programm geht es nebst den Aprikosen auch um Weizen, Soja, Futterpflanzen, Reben, Äpfel, Birnen sowie Medizinal- und Aromapflanzen. Die neuen Sorten sollen gute Erträge erzielen, gegen Krankheiten und Klimastress robust sein und gleichzeitig den Qualitätsanforderungen des Marktes Rechnung tragen.
Die Sortenzüchtung erfüllt also die Bedürfnisse der gesamten Wertschöpfungskette, von der Produktion über den Handel bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten, und dies stets mit dem Ziel einer nachhaltigen Weiterentwicklung.
Sortenzüchtung für Aprikosen – wie geht das?
Die Züchtungsarbeit bei den Aprikosen beginnt mit der Auswahl der Elternpflanzen und der manuellen Bestäubung der Blüten. Am Agroscope-Standort Conthey werden so rund 6000 Kreuzungen pro Jahr durchgeführt. Davon können rund 1500 Aprikosen geerntet werden.
Nach einer künstlichen Kälteperiode keimen die Kerne dieser Früchte und ergeben ungefähr 1000 Sämlinge, das Ausgangsmaterial für die zukünftigen Bäume. Diese werden während fünf Jahren hinsichtlich diverser Kriterien getestet: Baum-Eigenschaften (Krankheitsrobustheit, Form, Ertragspotenzial), Frucht-Eigenschaften (Farbe, Form, Grösse) und Frucht-Geschmack (Textur, Saftigkeit, Zucker, Säuregehalt, Aroma).
Den Test bestehen 3 bis 4 Hybride, die veredelt und erneut während 10 Jahren an verschiedenen Standorten geprüft werden. Ausführliche Tests liefern Erkenntnisse zu den Geschmackseigenschaften, zum Nährwert sowie zur Transport- und Lagerfähigkeit. Lisa und Mia kommen aus der Bestäubung im Jahr 2003 hervor und können nun nach 15 Jahren Züchtungsarbeit lanciert werden.
Schneller dank Genomik
Die verschiedenen Kreuzungen erzeugen bei den Nachkommen eine grosse Diversität. Aus dieser werden diejenigen mit möglichst vielen gewünschten Eigenschaften ausgelesen. Die Beobachtungen und Analysen an Bäumen und Früchten werden heutzutage ergänzt durch hochleistungsfähige Sequenziertechniken. Diese ermöglichen es, jene Gene zu finden, die zum Beispiel für die Robustheit gegen Monilia verantwortlich sind, einer Pilzkrankheit, die mehrere Obstarten befällt. Dank der gezielten Analyse ist es möglich, eine vorhandene oder fehlende Robustheit schon im Jugendstadium der Pflanze zu erkennen, was den Züchtungsprozess um 3 bis 5 Jahre verkürzt.
Seit mehreren Jahren entwickelt Agroscope Analysemethoden basierend auf molekularen Markern. Damit lässt sich das Vorhandensein von Genen für die Robustheit gegenüber den wichtigsten Krankheiten einfach eruieren. Die Züchtung von Lisa und Mia ist ein wichtiger Schritt in Richtung ökonomisch und ökologisch nachhaltige Aprikosenproduktion. Das nächste Ziel besteht darin, Nachkommen von Lisa und Mia zu entwickeln, die sowohl gegenüber Monilia als auch Bakteriosen robust sind.