Der Bund deutscher Staudengärtner hat die Distel zur Staude des Jahres 2019 erhoben. Disteln sind nicht nur für die belebte Umwelt eine ausgezeichnete Nahrungsquelle, sondern auch im Staudenbeet wissen sie zu glänzen. Zwei Arten legen wir Ihnen dabei ganz besonders ans Herz.
Botanisch betrachtet
Aber werfen wir doch erst einen Blick auf die botanischen Merkmale. Das Wort Disteln ist nichts anderes als der umgangssprachliche Begriff für stachlige Pflanzen. So sieht es Wikipedia. Und wirft man einen Blick auf die Familienverhältnisse wird schnell klar, dass Wort Disteln ist nur eine grobe Umschreibung für ein äusserst variantenreiche Pflanzenfamilie.
Carduoideae, eine Unterfamilie in der Familie der Korbblütler ist die nomenklatorische Heimat der uns bekannten Disteln, wie die Eselsdistel, die Kugeldistel, die Gänsedistel und die wehrhafte Kratzdistel. Man schätzt das es etwa 83 Distelgattungen mit 2500-2800 Arten weltweit gibt, jedoch hiervon die meisten Arten auf der Nordhalbkugel. Nur ein kleiner Bruchteil dieser Gattungen hat es in unsere Gärten als Zierpflanze geschafft.
Der bekannte Mannstreu (Eryngium) übrigens ist, botanisch betrachtet, keine Distel. Obwohl die auch Edeldistel genannte Pflanze den Begriff Distel wohl ideal verkörpert, ist der Mannstreu ein Doldenblütler. Im Gegensatz zu den eigentlichen Disteln, die ja zu den Korbblütlern zählen. Das macht anschaulich, dass die Bezeichnung Disteln eben nur ein Sammelbegriff für stachelige Pflanzen ist und keinesfalls eine korrekte Pflanzenbezeichnung.
Disteln – ökologisch wertvoll
Disteln sind für ein grosse Anzahl an Insekten und Vögeln eine wichtige Nektar- und Nahrungsquelle. Nicht nur der Distelfalter und der Distelfink wissen den Geschmack dieser Pflanzen zu schätzen. Durch die Nektar- und Pollenproduktion sind Disteln im Garten wahrhaftig ein Magnet für Bienen, Schmetterlinge und noch viele andere Insektenarten. Der Samenstand ist äusserst beliebt bei dem Distelfink, und nicht nur bei ihm. Darum sollte man die Samenstände auch über den Winter stehen lassen, um den Vögeln eine Nahrungsquelle zu schaffen. Im Naturgarten ist die Distel ohnehin ein Muss. Gelingt es auch noch gartentaugliche Distelarten im Staudenbeet zu integrieren, schafft man sozusagen ökologische Hotspots und hat nebenbei den Zierwert noch dazu.
Die Gartendisteln
Die hauptsächlich verwendeten und vorwiegend im Handel erhältlichen Pflanzen sind Arten der Gattungen Eryngium und Echinops, auch in Form von diversen Hybriden. Beiden ist eines gemeinsam: sie bevorzugen im Garten vollsonnige und durchlässige Böden als Standorte. Ansonsten zeigen sie sich eher anspruchlos. Disteln lassen sich mit anderen Stauden zu spektakulären Kombinationen vereinen. Zwei besonders schöne Exemplare aus dem Sortiment an Disteln stellen wir ihnen hier vor.
Eryngium giganteum ‚Miss Willmott’s Ghost‘ – Elfenbeindistel
Schädlingsfrei und trockenheitsresisten zeigt sich die Elfenbeindistel. Ihre silbrig-weissen Blüten zeigen sich den ganzen Sommer, von Juni bis August. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 90 cm. Die Elfenbeindistel ist zweijähirg und vermehrt sich durch Selbstaussaat. Das diese Pflanze auch im Winter von einzigartiger Schönheit ist, sollte man die Samenstände stehen lassen. Im Folgejahr werden dann unerwünschte Sämlinge ausgegraben, wo gewünscht hat man im zweiten Jahr wieder ein blühendes Mannstreu. Natürlich können auch im Oktober die Samenstände entfernt werden und man sät oder pflanzt im Frühjahr neu aus. Feuchte und nährtsoffreiche Standorte sollten gemieden werden, da sich dort die Pflanze nicht standfest zeigt und eventuell Stützhilfe braucht. Der Pflanzabstand im Beet beträgt ca. 60 cm.
Zum Schmunzeln ist die Geschichte, die sich um den Namen dieser Pflanze rankt. Die grosse Pflanzenliebhaberin Ellen Willmott (1958-1934), sagt man, hatte immer Samen dieser Pflanze in ihren Taschen. Wenn Sie nun bei befreundeten Gärtnern war, begann sie die Elfenbeindisteln in deren Beeten rauf und runter auszusäen, bis man ihr Einhalt gebot. Das bewegte Leben der Ellen Willmott endete leider tragisch. Sie kaufte aus ihrer Leidenschaft für Pflanzen heraus viele Gärten auf (unter anderem in Italien und Frankreich) und hatte am Ende über einhundert Gärtner auf ihrer Gehaltsliste. Was sie absehbar in den Ruin trieb und sie schliesslich völlig verarmt starb. Eine ausführliche Geschichte (in Englisch) über diese bemerkenswerte Frau können Sie hier lesen: Miss Willmott’s Ghost
Echinops ritro ‚Veitch’s Blue‘ – Kugeldistel
Von vielen als die schönste Kugeldistel betrachtet. Ein zuverlässiger Blüher im Sommer vom Juli bis in den September. Diese Kugeldistel remontiert nach Rückschnitt verblühter Stängel zuverlässig und willig. Ihr relativ kompakter Wuchs bis zu einer Höhe von 50-80 cm macht sie auch für kleine Pflanzflächen attraktiv. Wie auch schon bei der Elfenbeindistel vermeide man feuchte und nährstoffreiche Standorte. Dies beeinträchtigt die Standfestigkeit. Diese Distel besitzt wenige bis gar keine Stacheln, was sie so manchem(r) Gartenfreund(in) womöglich sofort sympathischer erscheinen lässt. Der Pflanzabstand im Beet beträgt 50 cm. Und auch die Kugeldistel ist eine ausgezeichnete Nahrungsquelle für Insekten und Vögel aller Couleur. Wie auch die Elfenbeindistel wunderbar in Sträussen zu verwenden oder, ganz klassisch, als Trockenblume.
Pflanzpartner für Disteln