Hydro Mousse, der Wassserschaum. Manch einer mag bei dieser Wortschöpfung an Mousse au chocolat denken, aber als süsse Versuchung offenbart sich dieses Produkt schon aufgrund seiner Farbe nicht. Giftgrün kommt der Inhalt aus dem Sprühaufsatz. Und das ist auch gut so. Schokoladenbrauner Rasenschaum würde doch eher auf Verdauungsprobleme des Nachbarhundes hindeuten als auf eine Rasenansaat. Aber gerade diesen sogenannten Trägerstoff wollen wir uns ebenfalls genauer ansehen.
Das Funktionsprinzip
Das sogenannte Hydro-Seeding ist vor allem in den USA ein seit Jahrzehnten bewährtes Verfahren zum Ausbringen von Saatgut. Sowohl im Gartenbereich als auch in grösserem Stile im Landschaftsbau. Der Vorteil dieses Verfahrens ist im Landschaftsbau das auch nur schwer zugängliche Flächen wie steile Böschungen von sicherer Position aus begrünt werden können, einfach durch Aufspritzen. Ein in der Spritzbrühe enthaltener Klebestoff sorgt für den nötigen Halt des Saatgutes. Zusätzlich ist es möglich Düngemittel und Bodenhilfsstoffe der Mischung beizugeben. Alles in einem Arbeitsgang. Auch das Saatgut wird durch die Klebestoffe an den Boden gebunden und es entsteht weniger Schwund durch Starkregen, Wind und Vogelfrass. Alles in allem ein durchaus praktikables Verfahren.
Allerdings müssen für einen Erfolg dieses Ansaatverfahrens die technischen Voraussetzungen gegeben sein um einen hohen Wirkungsgrad zu erreichen. Das beginnt mit den Pumpen zur Ausbringung der Spritzbrühe, über die Verwendung des geeigneten Saatgutes und zu guter Letzt die richtigen Zusatzstoffe. Aber was nützen die besten technischen Zutaten wenn eines nicht vorhanden ist: nämlich Fläche. Und das ist die Krux am Hydro Mousse. Aber dazu später.
Die Handhabung
Das Set besteht aus vier Komponenten. Dem Saatgutbehälter, dem Saatgut selbst, der Trägerstofftablette und dem Sprühaufsatz. Das System ist eigentlich selbsterklärend und wir hatten keine Schwierigkeiten die Bedienungsanleitung umzusetzen. Das Saatgut und die Trägerstofftablette werden in den Behälter gegeben, dann wird der Sprühkopf aufgeschraubt und der Schlauch angeschlossen. Ein am Sprühkopf angebrachter Drehschalter wird in die richtige Position gebracht und der Behälter mit Wasser gefüllt. Kräftiges Schütteln sorgt für eine bessere Vermischung der Zutaten.
Nun reguliert man die Durchflussmenge mit dem Drehschalter auf „Leichtes Besäen“ (bei Nachsaaten) oder auf „Starkes Besäen“, für die Neuanlage. Sogleich verrichtet die Apparatur ihren Dienst und der gewünschte Bereich wird mit der grünen Mischung überzogen. Sollte die grüne Masse auf Wege und Terrassen durch Abdrift oder Unachtsamkeit gelangen, verspricht der Hersteller das die grünen Verfärbungen nach Tagen wieder verschwinden. Allerdings wird nur auf Betonoberflächen verwiesen, wie sich der Trägerstoff auf Natursteinen oder Holz verhält ist nicht angegeben. Also ist hier durchaus Vorsicht angebracht.
Das Saatgut
Grassamen ist nicht gleich Grassamen. Auch wenn der Hersteller perfekten und dichten Rasen verspricht. Handelt es sich um Strapazierrasen, Gebrauchsrasen oder gar um Zierrasen? Leider findet man hierzu keine Angaben. Die Mischungsangabe auf der Samenpackung ist zudem auf Englisch und dürfte wohl dem Laien wohl genausoviel bedeuten wie die sumerische Keilschrift. Wir übersetzten mal:
- 35% Deutsches Weidelgras ( Lolium perenne ) Sorte BOKSER
- 35% Deutsches Weidelgras ( Lolium perenne ) Sorte ELEGANA
- 25% Rotschwingel ( Festuca rubra ) Sorte MAXIMA 1
- 5% Poa pratensis ( Wiesenrispe ) Sorte GERONIMO
Der hohe Anteil von 70% Deutsches Weidelgras ( schnelle Anfangsentwicklung ) ist der Hinweis darauf, dass es sich um eine Regenerationsmischung handelt. Dieses Saatgut ist also nur dafür geeignet um bei bestehenden, lückenhaften Rasenflächen wieder ein Schliessen der Grasnarbe zu erreichen. Um eine dauerhafte, geschlossene Rasenfläche zu erzielen ist dieses Saatgut für die Neuanlage einer Rasenfläche nicht zu empfehlen. Dafür ist der Anteil am Rotschwingel und der Wiesenrispe zu gering um auf Jahre einen guten Gebrauchsrasen im Garten zu etablieren.
Der Trägerstoff
Die haftende Komponente der Mischung ist der sogenannte, grün eingefärbte, Trägerstoff. Leider werden in der Bedienungsanleitung keine näheren Angaben zu den verwendeten Chemikalien gemacht. Nach einiger Recherche sind wir auf das Sicherheitsdatenblatt des Importeurs gestossen und konnten die chemische Komponente somit identifizieren.
Chem. Bezeichnung / INCI-Name:Sulfonsäuren, C14-16-Alkanhydroxy- und C14-16-Alken-, NatriumsalzeEU-Nummer:931-534-0CAS-Nummer:68439-57-6
In der Anleitung wird allerdings darauf hingewiesen, geeignete Schutzkleidung zu tragen. Auch auf die Gefahr von schweren Augenreizungen und Hautreizungen wird deutlich verwiesen. So gut sich der Anwender aber auch schützen mag, die belebte Umwelt ist dazu nicht imstande. Und so ist es durchaus negativ zu bewerten das der verwendete Trägerstoff schädlich für Wasserorganismen ist, mit langfristiger Wirkung. Und wie viel dieser Chemikalie bei starken Regenfällen durch Ausspülung in den Wasserkreislauf gelangt darf hinterfragt werden. Die Überlegung, ob es den wirklich nötig ist wegen weniger Quadratmeter Rasenansaat solche Stoffe unter Umständen in den Naturkreislauf zu bringen , sollte man jedenfalls vor dem Kauf in Betracht ziehen.
Geradezu fahrlässig finden wir in diesem Zusammenhang das Produktvideo des Herstellers bzw. Importeurs. Ungeachtet der ätzenden Wirkung auf Haut und Augen sind die Anwender im Produktvideo weder mit Handschuhen noch mit Schutzbrille ausgestattet und somit wird das eigentliche Gefahrenpotential des Trägerstoffes verharmlost
Kosten vs. Nutzen
Das Hydro Mousse Set hat einen aktuellen Marktpreis von Fr. 39.90. Die Mengenangabe auf der Verpackung verspricht damit die Begrünung von bis zu 10m². Da kann man den Taschenrechner getrost in der Schublade lassen. Das ergibt einen Preis von annähernd 4.- Fr./m².
Im Vergleich hierzu kostet, als Beispiel, eine 500g Packung Nachsaatrasen von Selecta aus dem Hause Wyss Fr. 12.50. Speziell beschichtete Mantelsaat zu besseren Keimung, gegen Vogelfrass und gegen Windverwehungen. Hiermit kann eine Fläche von ca. 25m² begrünt werden. Somit ergibt sich in Relation zum Hydro Mousse ein Preis von Fr. 0.50.- /m². Und es geht hier nur um das Verfahren der Ausbringung! Die Vorarbeiten zur Saat und die Saatpflege sind in beiden Fällen identisch. Und das Ergebnis wird sich keinesfalls signifikant unterscheiden.
Fazit
Hydroseeding ist ein altbekanntes und bewährtes Verfahren zur Saatgutausbringung. Es hat viele Vorteile auf schwer zugänglichen Flächen und auch grossflächig angewandt ist dieses Verfahren vorteilhaft. Schlaue Marketingstrategen haben den Versuch gestartet das Verfahren in kleineren Massstab für den Hausgartenbereich zu transformieren. Aber damit wird die sinnvolle Anwendungsschwelle klar unterschritten. Unser Tipp: achten Sie beim Kauf auf spezielle Nachsaatmischungen um schlecht geschlossene Rasenflächen dichter zu bekommen. Wenn erhältilch nehmen Sie Mantelsaat um das Ergebnis Ihrer Bemühungen zu maximieren. Wenn Sie die Mühen nicht scheuen decken Sie Kleinflächen jeweils nach dem Wässern mit einer transparenten Folie ab. Sie werden sehen wie schnell durch die gespannte Luft darunter Keimung und Wachstum erfolgen. Gleichzeitig ist der Samen von schweren Regenfällen geschützt, die ja oft den Samen abschwemmen.
İch bin sehr gespannt auf die rasen bitte mehr Information danke🙌
İch bin sehr gespannt auf die rasen 🙋
Habe jetzt 2 Mal Hydromousse benutzt: Das erste und das letzte Mal!! Nach 10 Tagen nicht den Hauch eines Grashalms! Werde jetzt wieder auf die alte Methode umschwenken: Rasensamen der herkömmlichen Art! Und MediaShop nicht weiter beachten!
super Artikel danke. Es tönt ja immer zu schön um wahr zu sein.
Habe selber Rasenangelegt, brauchte Zeit für die vorbereitung etc., aber es hat sich gelohnt und bin Stolz auf MEINEN Rasen 🙂 Tipp: Lieber einwenig mehr zahlen für Rasensamen als Billig Produkte. Persönlich war für mich wieviel Triebe es pro quadratmeter hat. Ist nur ein Produkt auf dem Markt der dies erkenntlich aufweist!
Danke für den Artikel. Das Produkt wollte ich im Frühjahr im Garten ausprobieren. Ich schliesse mich meinem Vorredner an werde mir für das Geld ein paar Kilo Samen kaufen. Vor allem kann ich mehrmals nachsäen.
Wir haben dieses Produkt im Garten ausprobiert und für das Geld ( 50 Franken haben wir bezahlt ) kaufe ich das nächste Mal lieber 5 kg Rasensamen.