Trockensommer 2018: Bucheckern vorzeitig von den Bäumen abgeworfen

Buchemast
Vollmast an Buche, wenn die Bucheckern reif sind, werden sie zu Tausenden am Waldboden liegen. Bild: U.Wasem/WSL

Nicht nur ihre verdorrten Blätter liessen Buchen im heissen und trockenen Sommer 2018 frühzeitig fallen, sondern auch ihre Früchte, die Bucheckern. Diese bei Buchen bisher noch nie dokumentierte Reaktion auf Trockenheit und Hitze beschreiben Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL im Fachjournal «Scientific Reports» diese Tage.

Nach allem, was man bisher wusste, hätte 2018 ein an Bucheckern oder «Buchennüssli» reiches Jahr sein sollen, ein sogenanntes Mastjahr. Im Frühjahr war der Pollenflug üppig gewesen und die Buchen hatten viele Früchte angelegt. Doch mitten im Sommer liessen viele Bäume die noch nicht fertig entwickelten Früchte dann einfach fallen. Viele Buchennüssli landeten auch in den Streusammlern auf den Testflächen der Langfristigen Waldökosystemforschung (LWF), welche die WSL an insgesamt 19 Standorten in der Schweiz betreibt. So wurden die Fachleute auf den unerwartet frühen Fall der Früchte aufmerksam.

Bei drei der LWF-Flächen, die schon seit 15 bis 19 Jahren untersucht werden, prüften die Forschenden anhand der Streufall- und Pollendaten zunächst, ob seit dem Beginn der Beobachtungen so etwas schon einmal vorgekommen war. Bei der Betrachtung der Klimadaten in vergleichbaren Jahren stellte sich heraus, dass  45% weniger Regen gefallen und die mittlere Sommertemperatur  um 1,5°C höher als im langjährigen Mittel war. Auch im Rekord-Hitzesommer 2003 war es zu einem vorzeitigen Abbruch der Fruchtbildung gekommen.

«Veto» für die Fruchtbildung

Die Forschenden folgern daraus, dass es bei grosser Sommerhitze und -trockenheit zu einer Art Notstopp für die Fruchtentwicklung kommt – einer Art «Umwelt-Veto», wie sie im Fachjournal «Scientific Reports» berichten. «Die Buchen brechen die Fruchtentwicklung ab, bevor sie zu viele Ressourcen investiert haben», erklärt Erstautorin Anita Nussbaumer von der WSL. Früchte seien in mageren Zeiten für Bäume quasi ein «Luxus», sie müssten ihre Ressourcen vor allem in die lebenswichtigen Strukturen wie Blätter, Holz und Wurzeln stecken. «Die Früchte kommen weit hinten in der Rangliste», sagt Nussbaumer.

Das Phänomen, bei schlechten Umweltbedingungen oder Schädlingsbefall die Früchte abzuwerfen, war bisher in Europa von Kulturbäumen, nicht aber von Waldbäumen bekannt. Frost oder sehr nasse Bedingungen während des Pollenflugs können die Fruchtbildung von Buchen ebenfalls verhindern, aber dass sie bereits angelegte Bucheckern abwerfen, war zuvor noch nie beschrieben worden. Von Eichen ist bekannt, dass sie bei Spätfrost die noch unterentwickelten Eicheln abwerfen können.

Der verfrühte Fruchtabwurf ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Buchen für die zunehmend heissen und trockenen Sommer, wie sie mit dem Klimawandel in der Schweiz häufiger erwartet werden, nicht sehr gut gerüstet sind. «Für die Forstdienste sind solche Erkenntnisse wichtig, weil sie heute bereits entscheiden müssen, welche Baumarten sie in den nächsten 50 bis 100 Jahren in ihren Wäldern fördern möchten», sagt Nussbaumer. Die Buche, derzeit der häufigste Laubbaum, ist es möglicherweise nicht.

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