10.4 C
Zürich
Mittwoch, Oktober 29, 2025

Pflanzenschutzmittel: Kanton Bern und Bauern sehen Handlungsbedarf

81 nachgewiesene Substanzen, 12 davon kritisch für die Gewässerorganismen: Gewässer und Ausläufe der Kläranlagen im Kanton Bern sind teils stark durch Pflanzenschutzmittel belastet. Das zeigt eine letztjährig durchgeführte Untersuchung des kantonalen Gewässer- und Bodenschutzlabors.

Die heute präsentierten Messresultate dokumentieren den Zustand der Gewässer im Jahr 2017. Im gleichen Jahr haben der Kanton, der Berner Bauernverband mit Unterstützung des Bunds das Berner Pflanzenschutzprojekt lanciert, das bis 2022 dauert. Dieses soll aufzeigen, wie Bauern den Pflanzenschutzmittel-Einsatz optimieren können, damit die Gewässer sauber bleiben.

Bauern als Teil der Lösung

Für die Verantwortlichen ist klar: Es besteht Handlungbedarf. Das betonte Regierungsrat Christoph Ammann genauso wie Hans Jörg Rüegsegger, Präsident des Berner Bauernverbands. Entweder die Landwirtschaft bewege sich selbst oder sie werde von aussen bewegt, sagte Ammann mit Blick auf die Trinkwasser-Initiative und die Initiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide». Rüegsegger betonte, dass die Bauern nicht das Problem seien, sondern Teil der Lösung. Das grosse Interesse der Berner Bauern am Pflanzenschutzprojekt zeige, dass man Verantwortung übernehmen wolle.

Die Landwirte waren selbst überrascht über die Resultate. «Die Messergebnisse lassen aufhorchen», sagte Paul Hofer. Und Berufskollege Thomas Iseli erklärte: «Ich war erstaunt, was man in welcher Konzentration in den Gewässern fand.» Iseli ist vom Projekt überzeugt, es führe zu einem Lerneffekt bei den Landwirten. Der Bauer aus Jegenstorf betonte, dass er nicht aus Spass Spritzmittel einsetze, sondern um Ernten zu sichern. Bei Kartoffeln beispielsweise, so Iseli, bestünde ohne Pflanzenschutzmittel das Risiko eines Totalausfalls.

Andreas Wyss, Geschäftsführer des Berner Bauernverbands, wies darauf hin, dass die Belastung der Gewässer mit Pflanzenschutzmitteln nicht von einem unrechtmässigen Einsatz der Pestizide herrühre. «Wir haben kein rechtliches Problem.» Vielmehr existierten noch Wissenslücken rund ums Ausbringen von Spritzmitteln.

Es gehe nicht darum, Schuldige zu suchen, sondern darum, nun die richtigen Schlüsse zu ziehen, sagte Christin Hofer, Leiter des Amts für Landwirtschaft und Natur. Ein Patentrezept gebe es nicht, individuelle und standortangepasste Lösungen seien nötig. Hofer sieht den Kanton Bern als Vorreiter bei der Pflanzenschutzmittel-Thematik. Man habe ein entsprechendes Projekt lanciert, noch bevor der Bund seinen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel initiiert habe, so Hofer.

QuelleLID

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr aus dieser Kategorie

Haskap-Beeren vom Oberzinggenhof

Fast wie kleine blaue Fläschchen sehen sie aus, die Haskap-Beeren. Sie sind auch bekannt unter den Namen Maibeere, Blaue Heckenkirsche oder Kamtschatka-Heckenkirsche. Der lateinische Name ist Lonicera. Seinen Ursprung hat der Strauch in Sibirien, auf Kamtschatka in Nordostasien und auf den Kurilen in Russland.Die Pflanzen gedeihen auch in unseren Breitengraden sehr gut. Wie auf dem Biohof Oberzinggen in Hellbühl im Kanton Luzern zu beobachten ist.

Ausbreitung des Japankäfers: Neuer Notfallplan tritt in Kraft

Der Japankäfer breitet sich in der Schweiz immer weiter aus. Die Käfer können vor allem in der Landwirtschaft grosse Schäden anrichten und ganze Ernten zerstören. Ein neuer Notfallplan des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) legt fest, wie betroffene Behörden reagieren müssen.

Ausbreitung des Japankäfers: Diesen Sommer ist Vorsicht geboten

Der Japankäfer wurde in der Schweiz erstmals 2017 im Kanton Tessin gesichtet und hat sich inzwischen weiterverbreitet. Dieser Käfer kann insbesondere in der Landwirtschaft erhebliche Schäden anrichten, indem er ganze Ernten zerstört. Daher ruft das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die Bevölkerung diesen Sommer zur Vorsicht auf. Denn der Japankäfer könnte unbemerkt in Autos und Züge gelangen, dort als blinder Passagier grosse Strecken zurücklegen und in weiteren Regionen der Schweiz Schaden anrichten.

Neu im Tessin: Die Palmenmotte breitet sich aus

Die Palmenmotte, ein Falter aus Südamerika, wurde in vielen Regionen Südeuropas bereits vor einiger Zeit festgestellt, und ihre Anwesenheit im Tessin wurde diesen Sommer bestätigt. In den betroffenen Gebieten stellt die Palmenmotte eine ernsthafte Bedrohung für viele Palmenarten dar, darunter exotische Zierpalmen sowie die Europäische Zwergpalme (Chamaerops humilis).