Morina longifolia – eine wenig bekannte Perle unter den Stauden

Morina longifolia
Bild: huy HO (cc-by-sa)

Sie ist in Höhen beheimatet, deren Luft nicht wenige unter uns noch nie geatmet haben. Die Kardendistel, präziser ausgedrückt die langblättrige Kardendistel. In den Gebirgszügen des Himalaya von Bhutan bis nach Kashmir ist diese interessante Pflanze Bestandteil der alpinen Flora. In den Bergwiesen dieser Regionen, in Höhen von drei- bis über viertausend Meter, zeigt sie Ihre beeindruckenden Blüten vom Sommer bis in den Herbst.

Aus botanischer Sicht betrachtet bilden die Kardendisteln eine kleine Gattung mit nur vierzehn Arten innerhalb der Familie der Geissblattgewächse. Betrachtet man das Erscheinungsbild, kann man schwerlich glauben das diese Distel verwandt ist mit Geissblattgewächsen wie der Weigelie, der Abelie oder den beliebten Kletterpflanzen aus dieser Pflanzenfamilie.

Die langblättrige Kardendistel ist der unangefochtene primus inter pares innerhalb diesen kleinen Gattung. Nur die, allerdings mit vielen, vielen Blattdornen besetzte persische Kardendistel (Morina persica) kann mit einer vergleichbaren Blüte aufwarten.

Der Standort für die Kardendistel

Als wäre Ihr schöner Anblick nicht schon genug Belohnung für den Gartenbesitzer, so erfreut uns dieses Geissblattgewächs auch noch mit seiner Genügsamkeit. Und ruft man sich den natürlichen Standort in Erinnerung, so sind die Bedingungen schnell klar: sonnige bis höchstens leicht halbschattige Lage und durchlässige Böden.

Es mag paradox klingen, aber doch sollte der Boden die Fähigkeit besitzen Wasser zu speichern und zugleich gut drainfähig sein. Ein Bodenprofil mit lehmigen Anteilen und guter Sickerfähigkeit wäre demnach ideal. Die Kardendistel ist im Bezug auf den ph-Wert relativ tolerant. Neutrale Werte bis leicht in den alkalischen Bereich werden bevorzugt, allerdings eine Abdrift in moderat saure Bereiche werden toleriert.

Die Winterhärte mit bis zu -20 Grad ist für hiesige Verhältnisse mit mehr als ausreichend zu betrachten, aber Vorsicht: auch nur wenige Minustemperaturen in Kombination mit feuchten, schweren Böden können der Kardendistel schwer zusetzen, bis hin zu deren Absterben.

Morina longifolia
File source: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Morina_longifolia_3.jpg

Die Blüte

Die attraktiven Blüten präsentieren sich als schmale, weisse Röhren, an deren Enden sich immer fünf Blütenkronblätter befinden. In der Botanik spricht man von Scheinquirlen. Allerdings wollen wir uns an dieser Stelle diese Klassifizierung sparen und jenseits dieser Bezeichnungen nur das empfinden, was diese Blüten wirklich sind: einfach nur schön. Die Blütezeit beginnt im Juni und kann  bis in den September hinein dauern.

Für den Interessierten: Scheinquirle als Blütenstand sind zum Beispiel charakteristisch für die Taubnesseln oder auch das Brandkraut (Phlomis) hat einen Scheinquirtel als Blütenstand.

Die Blütenstängel erheben sich 60-100 cm über die Blattrosette. Die Blüten sind eine exzellente Nektarquelle für zahlreiche Insekten, war den Wert dieser Pflanze zusätzlich unterstreicht. Die abgeblühten Stängel erweisen sich als winterliches Dekoelement im Garten und werden erst im zeitigen Frühjahr entfernt.

Die Blüten offenbaren eine bemerkenswerte Eigenschaft: anfangs weiss in der Farbe, verfärben sich bereits befruchtete Blüten über rosa hin zu dunkelrot. Dieser Farbwechsel soll den Bestäubern den Weg weisen zu den frischen, unbestäubten Blüten um eine maximale Befruchtung zu erreichen.

Fruchtstand Morina
Am besten über den Winter stehenlassen: der Fruchtstand der Steppendistel
Bild: Markus Feikes (cc-by-sa)

Blatt

Die Kardendistel bildet eine immergrüne Rosette mit spitz zulaufenden, lanzettlichen und gebuchteten Blättern, der Durchmesser ist bis zu 50 cm. Die Blattränder sind, wie wir es schon bei unseren Disteln kennen, mit spitzen Stacheln besetzt. Beim Zerreiben verströmen die Blätter einen Zitrusduft. Bei zu erwartenden Kahlfrösten wird es ratsam sein, die Blattrosette zu schützen, am besten mit einer Vlies- oder Laubauflage.

Vermehrung

Da die Kardendistel eine Pfahlwurzel ausbildet ist eine Teilung schwierig und wird wohl nicht gelingen. Sollte die Teilung erfolgreich sein, so neigen die Pflanzen jedoch dazu, lange Zeit zu benötigen um sich am neuen Standort zu etablieren.

Die einfachste Möglichkeit ist die generative Vermehrung über Samen. Das Saatgut der Morina longifolia keimt in der Regel sehr schnell. Man muss beachten die Samen ausreichend feucht zu halten, aber Übernässung sollte hierbei tunlichst vermieden werden um keine Schimmelbildung zu provozieren. Die Temperatur während der Keimphase sollte um die 20 Grad betragen. Die ersten Keimlinge werden wiederum kühler gestellt. Betrachtet man diesen Ablauf, gibt es zwei Szenarien: man erntet die Blütenstände im Herbst ab und beginnt mit der Keimphase. Die jungen Pflanzen werden sodann kühl überwintert. Oder man überwintert den Samen kühl um im Frühjahr den Keimprozess in Gang zu setzen.

Verwendung und Pflanzpartner

Die Herkunft dieser asiatischen Distelart gibt schon einen Hinweis auf deren Verwendung. Steingartenanlagen und trockene Freiflächen mit Wildstauden ist das Ambiente, dass der Steppendistel (wie sie auch genannt wird ) am meisten zusagt. Dort kommt die Morina auch am besten zur Geltung und unterstreicht den Charakter solcher Anlagen. Man stelle sich vor, wie imposant diese Pflanze am Fusse einer Trockenmauer wirken mag.

Um die Kardendistel nicht in Konkurrenz mit anderen Stauden zu stellen, sollten gleichgrosse Partner in gebührendem Abstand gepflanzt werden. Hierbei sind zu erwähnen: die Schafgarbe, der Sonnenhut, Salbei, aber auch nicht zu hohe Ziergräser. Die Übergänge zwischen den Partnern füllt man zum Beispiel mit der Storchschnabel-Hybride ‚Salome‘ – deren Blüte mit dem dunklem Auge ergibt einen schönen Kontrast zum Blütenstand der Distel.

Morina longifolia. In der Staudeügärtnerei von Otto Froebel, Zürich um 1897

 

 

 

 

 

 

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